Der erste Global Donut Day in der Region Wolfsburg-Braunschweig
Während meiner Zeit in London hielt ich Kate Raworth’s Buch 2017 zum ersten Mal in den Händen. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich darauf gestoßen bin. Höchst wahrscheinlich über eines der vielen After-Work Events, die ich versuchte von Montag bis Donnerstags besuchte. Es gab ja so viel Neues, aber seit dem Tag, seit den ersten Seiten der Einleitung, hat das Buch über die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts meine Denkweise bestärkt, dass wir den Status Quo der Economics 101 weiterdenken dürfen, ja müssen. Das Buch mit dem Titel ‚Donut Ökonomie‘ (engl. Doughnut Economics) hat mich unglaublich motiviert Social Entrepreneurship, Sustainability und Business noch stärker in Einklang zu bringen. Wieso das so ist?
„Seit über 70 Jahren ist die Wirtschaft auf das BIP oder die nationale Produktion als wichtigstes Maß für Fortschritt fixiert. Für das 21. Jahrhundert ist ein weitaus größeres Ziel erforderlich: die Einhaltung der Menschenrechte aller Menschen im Rahmen der Möglichkeiten unseres lebensspendenden Planeten.“
― Kate Raworth, Doughnut Economics
Herbst 2024 – ich wohne mittlerweile in ländlichen Raum von Wolfsburg und arbeite als Freiberufler mit dem Doughnut Economic Action Lab zusammen. Es geht um Pioniere die uns Weg zu einer regenerative Wirtschaft zeigen. Diese Unternehmen, wie ShareTribe aus Finnland oder das internationale Library of Things, ermöglichen durch besondere Business Modelle und Organisations-Design, das Wirtschaft als Enabler und Motor zur Erreichung der sozialen und planetaren Grenzen wird.
Von Doughnut Economics zum Global Donut Day
Mittlerweile wurde Doughnut Economics in unzählige Sprache übersetzt und um das neue Wirtschaftsmodell hat sich ein Team gebildet, welches weltweit Städte, Regierungen und Unternehmen dabei unterstützt, die Prinzipien des Donuts in die Praxis zu bringen. Das Team und das Movement sind auch bekannt unter dem Doughnut Economic Action Lab (kurz DEAL). Seit 5 Jahren gibt es mittlerweile den Global Donut Day. Anfangs begann alles mit einer Stadt, die durch ein Festival Aufmerksamkeit für ihre Arbeit und ihr Wirken generieren wollte. Mittlerweile sind es über 100 Veranstaltungen weltweit – digital für jeden zugänglich und in lokalen Gebieten – die von Akteure aller Art von Bürgern, zu sogenannte Donut Coalitions (Vereinen), Städten und Unternehmen, für das Thema ins Leben gerufen werden um zu begeistern.
Wieso sollten wir nicht auch in der Region Wolfsburg-Braunschweig am Global Donut Day teilnehmen? Oft gibt es bereit tolle Projekte, Initiativen und Unternehmen, die sich für regenerative Wirtschaft und Zukünfte einsetzten. Gemacht, getan.
Zwei Tage für Regenerative Wirtschaft, Städt + Zukünfte
Während der diesjährigen Global Donut Days vom 6. bis 10. November 2024 haben Städte wie London, Hamburg, Athen und Tunis regionale Formate angeboten, um lokale Nachbarschaften und globale Kollaboration zu stärken. Der Kick-off am Mittwoch wurde vom DEAL Team mit einem kurierten Live-Stream Programm eröffnet.
Tag 1: Regenerative Zukünfte für unsere Nachbarschaft (Wolfsburg)
Um die Idee des Donuts für alle Nachbarn und Bürger zugänglich zu machen, gab es parallel im institut für zukünfte eine ganztägige Übertragung des Livestream Programms, ergänzt durch eine Mini-Austellung zur Erklärung des Donut, Diskussionsrunden und kurze Workshop Formate sowie ein Pop-Up Café für den Gemütlichkeits-Faktor.
In unserem Workshop am Ende des Tages haben wir über die regionalen Shortfalls gesprochen, die uns wichtig sind und die wir verbessern möchten. Wie könnte das gehen? Am Ende sind daraus Donut Steckbriefe entstanden, die wir in einem Archiv sammeln und teilen möchten. Jeder, der Wirkung erzielen möchte und nach Startpunkten sucht, kann sich hier inspirieren lassen und im eigenen Rahmen in Aktion treten.
Tag 2: Regenerative Zukünfte für Unternehmen (Braunschweig)
Dazu habe Am zweiten Tag, haben wir in den DenkRaum Braunschweig eingeladen – ein Abend für Regenerative Wirtschaft, Stadt und Zukünfte mit dem Fokus auf die Perspektive regionaler Unternehmen. Dazu habe ich auf Basis meiner Arbeit für DEAL Einblicke in globale Erfolgsgeschichten, lokale Wirkung gegeben, um die Fragen zu beleuchten wie Organisationsdesign und Business Modelle für eine regenerative Zukunft aussehen(?).
Wie können wir die Region stärken? Welche Stärken haben wir und wo gibt es Potentialfelder, die wir zukünftig ausbauen können? Welche Projekte gibt es, die bereits für eine regenerative Sicht und Wirkung stehen?
Gemeinsam haben wir in kleinen Gruppen positive und negative Wirkungen die wir als Stadt und Unternehmen bewirken genauer betrachtet und danach in der großen Runde gesammelt. So ist ein erstes Bild eines Donut der Region entstanden, und gleichzeitig kleinere Donut Steckbriefe für regionale Aktion mit globaler Wirkung.
Donut Steckbriefe und Ausblick
Die entstandenen Donut Steckbriefe werden gerade digitalisiert. Bei Interesse und Fragen, schreibt gerne an sayhello@vrosenthal.com
Städte wie Melbourne zeigen aufregend wirkungsvolle Perspektiven, wie die nächsten Schritte mit dem Donut für unsere Region aussehen können. Nach umfassenden Workshops und Interviews mit Bürgern, Vereinen und Unternehmen, hat Melbourne die Ergebnisse visualisiert und veröffentlicht. Der Melbourne Donut zeigt zum einen die wichtigen Bausteine der planetaren und sozialen Grenzen, an denen die Stadt arbeiten muss und symbolisiert so gemeinsame Ziele, an denen sich alle beteiligen können.
Gleichzeitig gibt es zu jedem der Themen, von Bildung bis Berufe und sauberes Wasser, Geschichten von Projekten aus der Stadt, die bereits Wirkung verbreiten.
Link zum Melbourne Donut (Greater Melbourne City Portrait)
Projekthintergrund:
Konzeption + Umsetzung:
Vanessa Rosenthal
Fotografie:
David Riedel
Location Partner:
institut für zukünfte Wolfsburg
DenkRaum Braunschweig